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Tübingen

Foto: RTF.1
Kolossalstatue von Herakles aufgestellt

Er ist wohl eine der bekanntesten Gestalten der griechischen Mythologie: Herakles oder auch Herkules, der Sohn des Göttervaters Zeus und einer sterblichen Mutter. Ob als Comicfigur, auf der Leinwand oder im Fernsehen - der übermenschlich starke Held tourt noch heute - vor allem mit seinen 12 Aufgaben - durch die Popkultur. Ein Abbild des Herakles in Gips hat jetzt seinen Weg in die Abgusssammlung des Museums der Universität im Schloss Hohentübingen gefunden.

Am Anfang war der Sockel – und der wartet nur darauf, bestückt zu werden. Und zwar mit den acht Einzelteilen, die am Ende das Abbild des sogenannten Herakles Farnese ergeben sollen. Stolze 750 Kilogramm bei einer Größe von 3 Meter 20 bringt der antike Koloss auf die Waage. Da liegen die Herausforderungen fürs Aufbauteam auf der Hand.

"Und das Material Gips ist eben sehr brüchig", sagte Dr. Alexander Heinemann, Kustos der Antiken- und Abguss-Sammlung. "Das Ding darf an keiner Stelle anschlagen. Beim Aufsetzen der Teile aufeinander, das haben Sie gesehen, da muss man sehr achten, da splittert sehr schnell was weg. Und das Ganze in einem historischen Gemäuer, in dem haben wir eben keinen Kran, wir sind keine Werkhalle, sondern haben das alles eben mit dem Flaschenzug und mit Muskelschmalz hochziehen können."

Aber es funktioniert, dank vieler helfender Hände und wachsamer Augen. Damit die Gipskopie des Halbgotts, dessen marmorne Überreste 1546 in den Caracalla-Thermen in Rom gefunden wurden und wohl auf eine Bronzestatue des Bildhauers Lysipp aus der Zeit um 320 vor Christus zurückgehen, endlich in Tübingen ankommen kann.

"2020 hat der Stifter, Herr Bachofer, der die Altertumswissenschaften in Tübingen mit einer großen Stiftung bedacht hat, vor allem die klassische Archäologie, in Absprache mit uns gesagt, er möchte hier diese Figur für die Abgusssammlung stiften", sagte Heinemann. "Und dann hat das anderthalb Jahre gedauert, bis sie in Berlin gefertigt worden ist, in der Gipsformerei. Die haben eine Form, eine alte Form des 19. Jahrhunderts, aus der wir den gegossen haben. Und dann haben wir den hierher gebracht, dann musste ein Sockel gefertigt werden."

Zwischen Göttern und mythischen Gestalten erkennt das geschulte Auge Herakles schon jetzt am Löwenfell unter seiner Achsel. Andere Details hingegen kommen auch im fertigen Zustand erst beim genaueren Hinsehen zum Vorschein, nach einem Gang rund um die Statue.

Alexander Heinemann: "Das ist ein Bild des müden, erschöpften Herakles, auf seine Keule gestützt. Die Keule ist in diesem Moment noch nicht montiert, das Löwenfell sehen wir aber schon, was drüber ist. Auf der Hand, die wir auch noch montieren müssen, auf dem Rücken, hält er die Äpfel der Hesperiden, das ist das Ergebnis seiner letzten Tat, mit der er sich die Unsterblichkeit verdienen wird, die letzte der zwölf Taten des Herakles. Es ist also ein Held am Ende eines mühsamen Lebensweges."

Wer den griechischen Halbgott einmal komplett zusammengesetzt und in voller Größe bewundern möchte, hat ab Donnerstag, den 26. Oktober, die Gelegenheit dazu. Denn dann stellt ihn das Museum zusammen mit der begleitenden in der Ausstellung "Broken Hero: Der Herakles Farnese in Tübingen" öffentlich vor.


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